WAS SPRICHT DAGEGEN, SICH IN EIN ALTES AUTO ZU VERLIEBEN?

... eigentlich nichts!

von Halwart Schrader

 

Halwart Schrader stellt sich mittels 40 kurzweiliger Essays der Herausforderung, eine der ganz großen Fragen unserer Gesellschaft zu beantworten: Darf man sich eigentlich in ein Automobil verlieben?

 

Wenn überhaupt jemand diese Frage beantworten kann, dann ist das Halwart Schrader. Weit über fünfzig Jahre seines bewegten Lebens hat er als Journalist, Autor und Verleger beruflich und privat dem automobilen Kulturgut gewidmet. Und sich dabei nicht nur immer wieder aufs Neue für motorgetriebene Schmuckstücke entflammen können, sondern auch für die Menschen hinter, unter und auf diesen Fahrgeräten. »Was spricht dagegen, sich in ein altes Auto zu verlieben?« ist zudem mehr als ein Lösungsansatz für Frauen und Männer, die ihr Leben alten Autos geschenkt haben und sich nun fragen, ob das bedenklich sei. Denn jede dieser Geschichten ist gleichzeitig auch ein liebenswürdiger Rückblick auf Halwart Schraders Wirken und Leben, eine Biografie seiner selbst und anderer automobiler Persönlichkeiten. Wir treffen auf Momente, die auf ewig in Erinnerung bleiben sollten – sei es die flüchtige Begegnung mit einer geheimnisvollen Anhalterin, oder der Beginn einer Freundschaft zu dem ein oder anderen verrückten Engländer.

Ganz nebenbei wird auch noch geklärt, ob es Picknick, pique-nique oder picnic heißt, dass Daimler nicht gleich Daimler ist und ob Chiron wirklich eine Niete war.

  


 

deutsche Erstausgabe 2022

144 Seiten

40 Abbildungen

ISBN 978-3-947060-16-0

21 x 21 x 1 cm

 

Gestaltung und Gesamtherstellung: Lydia und Tom van Endert

umweltfreundlich gedruckt und gebunden in Deutschland


Vorwort von Halwart Schrader

 

Wundern Sie sich über den Titel dieses Buches, liebe Leserin, lieber Leser? Ich hätte einen anderen wählen können, wollte aber jenen Kritikern einen Gefallen tun, die schon immer behaupteten, ich begänne alles, was ich schriebe, am liebsten mit einer vorangestellten Frage (stimmt das wirklich?), außerdem seien meine Sätze zu lang und enthielten manchmal zu viele Konjunktive.

Doch statt sich bei solchen Spitzfindigkeiten aufzuhalten, sollte ich Sie an dieser Stelle vielleicht besser darauf vorbereiten, was Sie auf den folgenden Seiten erwartet. Zum Teil ist es so etwas wie der Griff in meinen autobiografischen Zettelkasten.

Die zunehmende Multimegamassenmobi­lität drängt automobile Individualität immer mehr auf die Standspur. Bis ungeheuchelte Leidenschaft für Car-Sharing statistisch nachgewiesen wird, möchte ich Ihnen erst einmal Menschen vorstellen, die – wie ich – ihre Liebe zum Automobil offen bekennen oder bekannten oder die auf eine andere, direkte oder indirekte Weise etwas mit unserem gemeinsamen Lieblingsthema zu tun haben und denen Sie vermutlich nirgendwo sonst begegnen werden. Zum Beispiel jenem Herrn, der 1929 mit 100 km/h durch die Sahara fegte; einem Mädchen, das für einen Euro Ihr Lieblingslied spielt; einem Rennfahrer, der das Missfallen eines Feldmarschalls erregt; einem Dorfschullehrer, der am Strand ein Auto ausbuddelt; einer Trabibesitzerin, die ihre große Liebe verriet; einem Rotweinmillionär, der den Thomas Flyer von 1908 klonte; einer Witwe, die böse Seemannsballaden vorträgt; einem Unbekannten, der den Londoner Verkehr zum Erliegen bringt; einem Herbergsvater, der allabendlich seine Gäste beschimpft; einer Flötistin, die im Land Rover nicht flöten will; einem Optimistentrio, das ein zerlegtes Auto über die Grenze schmuggelt; dem Erben der weltgrößten Diamantenmine, der den Rekord des Blauen Express bricht; einem Professor, der im Zorn seinen Hut zertrampelt; einem Wissenschaftler, der die britische Picknick-Leidenschaft erforscht – ach, blättern Sie um, liebe Leserin, lieber Leser, und nehmen Sie an meiner virtuellen Verbrenner-Abschiedsparty teil, zu der ich Sie herzlich einlade. Wer weiß, ob es nicht bald verboten wird, Geschichten über Autos zu verbreiten, die nicht elektrisch fahren. Ich schließe nicht aus, dass selbst Elektromobile in naher Zukunft in die Verbannung geschickt werden. Weil man das bisschen Strom, das noch eine halbe Stunde täglich aus der Steckdose bröseln wird, für wichtigere Zwecke als zum Akkuladen benötigt, beispielsweise zum Betreiben von Spielkonsolen und Espressomaschinen sowie zur Illumination kommunaler Weihnachtsgirlan­den. Nur im Museum wird das Automobil überleben, sagen kluge Leute. Und sollten sie recht haben, würde sich Kaiser Wilhelms berühmte Prognose doch noch bewahrheiten, die da lautete: »Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung; ich glaube an das Pferd!«

Geirrt haben Ihro Majestät allerdings oft und folgenschwer genug, sodass es dem Monarchen posthum gut anstünde, wenigstens in dieser Beziehung die Zukunft richtig eingeschätzt zu haben. Man sollte sich vorsichtshalber beizeiten einen genügsamen Trakehner zulegen, ehe die Preise für Neu- und Gebrauchtpferde ins Unermessliche steigen.

Dort, wo es Ihnen in diesem Buch zu langweilig wird, blenden Sie sich einfach aus, nehmen Ihr Glas und schlendern ein paar Schritte weiter – nachgeschenkt wird auf dieser Party an allen Tischen. Den Heimweg treten Sie ja in einem autopilotierten Taxi an … Klicken Sie hier, wenn Sie noch Fragen haben, und wenn Sie keine haben, dann wäre das ein Indiz für die Richtigkeit meiner Befürchtung, dass Sie beim Lesen eingeschlafen sein könnten.